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LC # 81 | März 2023
Der Nachlass von Mary Dickenson-Auner an der ub.mdw
Die ub.mdw freut sich, den Nachlass von Mary Dickenson-Auner, der handschriftliche Aufsätze, publizierte Noten und vieles mehr beinhaltet, in ihre Beständen aufgenommen zu haben. (Ein Verzeichnis der Materialien finden Sie >hier)
Mary Dickenson-Auner entstammte der irischen Adelsfamilie Mac Donnell, ihr Großvater Sir Hercules H. Graves Mac Donnell war Rektor der Universität und Mitbegründer der Musikakademie Dublin. Gegen den Willen ihrer Familie setzte sie ihr Studium an der Royal Academy of Music, London, durch, wo sie 1902 ihre Abschlussprüfung in Violine, Orgel und Komposition ablegte.
Ab 1909 lebte sie zusammen mit ihrer Mutter in Wien.
1922 spielte sie die österreichische Erstaufführung der Sonate für Violine und Klavier von Béla Bartók im Wiener Konzerthaus; im Sommer 1922 stellte sie zusammen mit Bartók das Werk bei den neu gegründeten Internationalen Kammermusikaufführungen in Salzburg vor.
Sie trat dem Verein für musikalische Privataufführungen von Arnold Schönberg bei und konzertierte unter seiner Leitung. Ab 1925 entwickelte sie ein pädagogisches Konzept: die Hörstunden, die sie in Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadtschulrat erprobte. Ziel war es, mit der theoretischen wie praktischen Einführung in das Werk ausgewählter Komponisten das Musikverständnis der jungen Hörer zu schulen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 erhielt Mary Dickenson-Auner als britische Staatsbürgerin Berufsverbot. Zwangsläufig zurückgezogen von den öffentlichen Bühnen widmete sich Mary Dickenson-Aunder zunehmend ihrer kompositorischen Tätigkeit. In den folgenden 25 Jahren schrieb sie sechs Symphonien, vier Opern, zwei Oratorien, zahlreiche Lieder und Kammermusikwerke. Von 1946 bis 1962 wurden ihre kammermusikalischen Werke in zwölf Konzerten präsentiert, drei ihrer Symphonien gelangten zur Uraufführung und wurden im Österreichischen Rundfunk gesendet.
Beeinflusst von der zeitgenössischen Musik der 1920er und 1930er Jahre entwickelte May Dickenson-Auner ein polyphones Musikkonzept, das ihre Vorliebe für Johann Sebastian Bach mit der Musik Schönbergs verbindet. In der Wahl ihrer musikalischen Motive griff sie immer wieder auf irische Volksweisen zurück. Der spätromantische irische Dichter William Butler Yeats und die von der Theosophie zitierten Philosophen Europas und Asiens bestimmten die Wahl ihrer literarischen Themen. Zahlreiche Liedertexte verfasste sie selbst.
(Text FRT/ub.mdw, Quelle: Sophie Drinker Institut)